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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Internationale Bestatter-Fachmesse 2018 in Düsseldorf

Autor/in: Holger Wende
Ausgabe Nr. 142, III, 2018 - August 2018

Wie alle vier Jahre, so öffnete die Internationale Bestattungs-Fachausstellung (BEFA) auch 2018 ihre Tore in den Messehallen Düsseldorf.

Die BEFA ist eine Bedarfsmesse für die Bestatter, die für ihr Handwerk viele Produkte einkaufen. Vom 10. bis zum 12. Mai präsentierten rund 200 Aussteller sich auf der nunmehr 15. BEFA vor 10 000 Fachbesuchern und Bestattern auf 25 000 qm Fläche. Die BEFA ist die größte Messe ihrer Art in Europa, organisiert vom Bundesverband der Bestatter (BdB) mit seinen rund 3200 Bestattungshäusern. Früher hatten die größeren Bestattungshäuser eine eigene Sargschreinerei. Heutzutage werden die Särge im europäischen Ausland gekauft, weil das Lohngefüge dort deutlich günstiger ist. Die Urnen hingegen werden oftmals noch in Deutschland produziert.

Baumsarg
BEFA Baumsarg. Foto: H. Wende

Durch eine breite Angebotsvielfalt und gut ausgebildete Bestattungsberater, die einige Bestattungshäuser auch Trauerberater nennen, können sich Bestatter profilieren. Über die Trauerbegleitung im engeren Sinne wurde auf der Messe an keiner Stelle ein Wort verloren und mit keinem einzigen Stand beworben. Oliver Wirthmann, Geschäftsführer des BdB, hat in einem Nachgespräch konzediert, dass es dort Erweiterungsmöglichkeiten im Messegeschäft gäbe.

V
BEFA Herzsärge. Foto: H. Wende

Die Formenvielfalt der Särge und Urnen ist begrenzt qua Sachzusammenhang. Ein Sarg muss ein Rechteck sein und eine Urne muss in Deutschland eine vasenförmige, amtliche Aschekapsel aufnehmen können. Daraus folgt, dass auch die Urne oftmals vasenförmig daher kommen muss – so die Einstellung der meisten Urnenproduzenten. Daher sind innovative Urnen meistens nicht aus Deutschland, sondern aus den Niederlanden oder aus anderen Ländern. Die überraschende Formgebung dieser Anbieter ergibt sich aus der Nichtbeachtung der deutschen Vorschriften, was zur Folge hat, dass die Urnen dann auf deutschen Friedhöfen nicht zugelassen sind.

Die eine tradierte Form des Berufszweiges betont das handwerkliche – der Bestatterberuf ist aus dem Schreiner-Beruf erwachsen. Der Geschäftsführer des Großhamburger Bestattungsinstitutes (GBI), Wolfgang Litzenroth, formulierte, dass das "propium" eines guten Bestattungshauses in einer empathischen, psychosozialen Betreuung, gekoppelt mit guten kaufmännischen und handwerklichen Fähigkeiten zu finden sei. Viele Bestattungshäuser sehen sich eher in der ersten Fallgruppe gut einsortiert und halten von Trauerbegleitung nichts.

Urnen
BEFA Neue Urnengestaltung. Foto: H. Wende

Zurück zu den Messeeindrücken: Ein Urnenhersteller versucht sich mit händisch bemalten Urnen zu profilieren, die in airbrush-Technik Taucher in Blau darstellen oder Rennwagen im Staubgrau. Der Nächste probiert es mit Moosurnen oder Rindenurnen. Ein Sarghersteller hat einen Sarg in Paletten-Form vorgestellt, der nächste Sarghersteller hat einen Baumstamm ausgehöhlt. Wirklich aufgefallen ist ein Sarg in Herzform, der aber ob seiner sehr speziellen Formgebung mit Abstand den teuersten Einkaufspreis im vierstelligen Bereich darstellte. Sehr beeindruckend auch die Arbeiten einer kleinen Holzwerkstatt aus dem Taunus, die ambitioniert individuelle Urnen anfertigten, die auf die Lebensmelodie des Verstorbenen verweist. Der Pferde-Liebhaber bekommt einen gedrechselten Pferdekopf, der Eisenbahnfreak eine Jim-Knopf-Urne.

So kann man in Generale feststellen, dass der Trend in der Bestattungskultur, dem Individuum in der Trauerfeier durch eine individuelle Gestaltung Rechnung zu tragen, deutlich von den Handwerksbetrieben zur Sarg- und Urnen-Herstellung unterstützt wird. In einer zunehmend individualisierten Gesellschaft ist dieser Trend zum einen Spiegelbild derselben und gleichzeitig trauerpsychologisch positiv zu bewerten.

Die größten Messestände waren der Feuerbestattung gewidmet. Es gibt keine Vorschriften über die Länge der Transportwege zu einem Krematorium in den Bestattungsgesetzen der Länder. Bestatttungshäuser, die nachhaltig ihre Werkleistungen anbieten, wählen aber nicht das günstige Krematorium in Deutschland oder im Ausland, sondern das regional in der Nähe liegende, denn die ökologischen Kosten sollte man als Anbieter immer mitbedenken.

In toto war die Innovationskraft der BEFA überschaubar: Das Motorrad mit dem Seitenwagen für Särge war ebenso wenig neu, wie treppensteigende Roboter für die Überführung. Ein Skelettgerippe im Fußballtor war eine etwas laue Anspielung und von einer wirklichen und tiefgreifenden Neuerfindung der Transformation konnte man in Düsseldorf wenig sehen.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Digital trauern (August 2018).
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