Direkt zum Inhalt

OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Die Gräber ermordeter Zwangsarbeiter auf dem Friedhof Backemoor (Ostfriesland)

Das Dorf Backemoor wurde am 19. April 1945 das Ziel britischer Jagdbomber, die an die 40 Bomben abwarfen. Dabei wurden drei Kinder mit ihrer Mutter und ein deutscher Soldat getötet.

Die Nationalsozialisten unter der Dorfbevölkerung, die erstmals die Schrecken des Zweiten Weltkrieges selbst erlebten, glaubten an einen Verrat durch polnische Zwangsarbeiter. Die Feldgendarmerie des Heeres, die berüchtigten "Kettenhunde", nahmen daraufhin im Dorf die polnischen Staatsangehörigen Jan Sroka (43), seine Tochter Stanislawa (22) und Zygmunt Andzezewski (21) fest. Sie gehörten zu den 100 000 ausländischen Arbeitskräften im Weser-Ems-Gebiet, die in der industriearmen Region zumeist in der Landwirtschaft Frondienste zu leisten hatten. Darunter waren 28 000 Frauen. Auf dem Weg zum – angeblichen – Verhör in der Kreisstadt Leer wurde die Zwangsarbeiter, die als gutwillig und arbeitsam galten, am Eingang des Nachbardorfes Breinermoor erschossen und in Fliegerdeckungslöchern an der Straße verscharrt. Die Orte südlich des Flusses Leda, zu denen auch die genannten Dörfer gehören, wurden am 23. April 1945 von der mit den britischen Streitkräften alliierten 1. polnischen Panzerdivision eingenommen und für neun Tage besetzt. Nach Abzug der polnischen Soldaten wurden die Erschossenen von spielenden Kindern entdeckt. Sie sind dann auf dem Kirchhof Backemoor bestattet worden. Für die – würdige! – Grabpflege trägt die Kommunalgemeinde die Verantwortung.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft In der Fremde begraben (Februar 2000).
Erkunden Sie auch die Inhalte der bisherigen Themenhefte (1999-2024).