Wie im letzten Heft angekündigt, nehmen wir den Schwerpunkt "Kultur auf dem Friedhof" hier noch einmal auf und weiten dabei den Blick auf unsere Nachbarländer. Auf dem Wiener Zentralfriedhof haben im letzten Jahr über mehrere Monate zahlreiche kulturelle Veranstaltungen zur Feier des 150-jährigen Jubiläums stattgefunden. Höhepunkte bildeten drei Freiluft-Konzerte vor der Friedhofskirche. Das Friedhof Forum auf Züricher Friedhof Sihlfeld eröffnet jedes Jahr eine neue Ausstellung, die das Thema Tod in ein besonderes Licht rückt. Das Friedhofsmuseum "Tot zover" und der angrenzende Nieuwe Ooster Begraafplaats in Amsterdam machen mit Kunstwerken und der Einbeziehung der Besucher auf sich aufmerksam.

Wir kehren auch noch einmal nach Deutschland zurück. Dort erreichte die langjährige Öffentlichkeitsarbeit für den Zwölf-Apostel-Kirchhof in Berlin zum 160-jährigen Jubiläum einen Höhepunkt, bei dem der kunstvoll illuminierte Friedhof unerwartet viele Besucher anzog. Tatsächlich finden in Deutschland natürlich noch viele weitere interessante kulturelle Veranstaltungen auf Friedhöfen statt. Um nur zwei herausragende Beispiele zu nennen: Beim Modellprojekt Friedhof 3.0 in Kaiserslautern wurden zahlreiche Besucher durch künstlerische Interventionen zur Auseinandersetzung mit dem Thema angeregt; bei dem Projekt "Green Urban Labs II" auf dem Neuen Annenfriedhof in Dresden brachte sich auch die Nachbarschaft intensiv in die Planung der Friedhofsentwicklung ein. Leider reicht der Platz hier nicht, um noch weitere ähnliche Kulturprojekte zu nennen.
Sicher ist aber, dass die Friedhöfe sich gerade jetzt stark verändern und auch verändern müssen. Damit sind alle Beteiligten vor neue Herausforderungen gestellt. Friedhöfe können nicht mehr wie früher nur funktionale Orte für Bestattung, Trauer und Erinnerung sein. Wie es in dem niederländischen Bericht des "Bureau Morbidee - experts in communicatie over het levenseinde" zum Friedhof der Zukunft heißt, müssen Friedhöfe ihre Prioritäten vom Kopf zum Herzen verlagern. Gemeint ist damit, dass die Verbindung zwischen den Menschen und ihre Kommunikation im Bereich von Tod und Trauer zu einem Hauptthema werden sollte. Was eignet sich dafür besser als kulturelle Anlässe der unterschiedlichsten Art, die zeigen, dass Friedhöfe ganz besondere Orte sind?