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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Uwe Prasse ist tot

Der Name und der Mensch Uwe Prasse sind seit Jahrzehnten eng mit dem Ohlsdorfer Friedhof verbunden.

Und das reicht zurück bis in die 1960er Jahre, als er mit dem Personaleinsatz im Bereich der Kapellen und der Krematorien auf den Friedhöfen Ohlsdorf und Öjendorf betraut wurde und später auch die Leitung der Krematorien übernahm. Dieser weißbärtige und quirlige Mann mit seiner Prinz-Heinrich-Mütze als äußeres Kennzeichen war überall dort, wo es was zu organisieren und bewahren galt, so auch im Förderkreis Ohldorfer Friedhof e.V. Er gehörte ihm seit 1989 als Gründungsmitglied an. Obwohl er das Gründungsprotokoll mit der Berufsangabe Friedhofsbeamter unterzeichnete, in das Klischee eines Beamten passte er überhaupt nicht. Schon vor dieser Zeit erkannte er in seiner Sammelleidenschaft den Wert von Objekten der Bestattungs- und Friedhofskultur, die in seinem Aufgabenbereich zunächst unbeachtet herumlagen. So stellte er Urnen und Überurnen aus längst vergangener Zeit sicher, bewahrte die Uniform eines Reitendieners, eines hamburgischen Leichenträgers, und viele andere Dinge vor dem Verschwinden. Ob er wohl ahnte, dass diese einst den Grundstock für das Museum Friedhof Ohlsdorf bilden würden? Sein Wunsch war es bestimmt. Kurz vor seiner Pensionierung 1996 war es dann soweit. Nun konnte er seine Schätze der Öffentlichkeit, besonders Kindern und Jugendlichen, selbst erläutern und seine private "Sammlung Prasse" mit Büchern und historischen Postkarten dem Museum überlassen. Natürlich reihte sich Uwe Prasse dann auch aktiv in die bewährten Führungen des Förderkreises über den Friedhof ein und trug mit seinem Wissen wesentlich zu deren Erfolgen bei.

Uwe Prasse
So kannte man Uwe Prasse, wie er im Museum Friedhof Ohlsdorf die Feuerbestattung erklärte. Foto: Archiv Förderkreis

In seiner Freizeit war der Marathonlauf eine große Leidenschaft von ihm, mit dem er so manchen Erfolg erzielte. Mit dieser dafür notwendigen antrainierten Ausdauer und Zähigkeit stellte er sich vor einem Jahr einer Krankheit entgegen, die er dann aber nicht bezwingen konnte. Seine Frau ließ uns wissen:

Leise kam das Leid zu ihm,
trat an seine Seite,
schaute still und ernst ihn an,
blickte dann ins Weite.
Leise nahm es seine Hand,
ist mit ihm geschritten.
Ließ ihn nie wieder los,
er hat viel gelitten.
Qualvoll ging die Wanderung
über Tal und Hügel.
Endlich aber wuchsen wohl
seiner Seele Flügel.
Friedlich schlief er ein.

Uwe Prasse starb 76jährig am 30. Juni 2010. Am 23. Juli 2010 nahmen wir in der Kapelle 12 des Ohlsdorfer Friedhofs Abschied von ihm. Der Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e.V. wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Friedhof und Wasser (August 2010).
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