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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Friedhofsführung mit Kindern

Erstmals hatte ich mich bereit erklärt, eine Kindergruppe über den Ohlsdorfer Friedhof zu führen, aber versäumt, nach dem Alter der Kinder zu fragen. Welche Altersgruppe war zu erwarten?

Wie würde ich bei diesen jungen Menschen ankommen? Einen Tag vor Volkstrauertag traf ich dann neun Kinder im Alter zwischen zwei und 16 Jahren und fünf Erwachsene der Kinderkirche Bramfeld an. Ein Mädchen, ich schätzte es auf sieben Jahre, sprach mich gleich nach der Begrüßung an und teilte mir mit, dass ihre Großeltern auf diesem Friedhof begraben wurden. Erstaunt war ich darüber, wie sachlich mir dieses Mädchen Fragen über Grabstätten und Bestattung stellte. Mit großem Interesse und weiteren Fragen vernahm die Gruppe meine Antworten.

Das erste Ziel war die Kindergemeinschaftsgrabstätte an der Talstraße. Gemeinsam mit den Erwachsenen wurde vor jedem Grab verweilt und die Namen und Geburts- sowie Sterbedaten vorgelesen. Beeindruckend war das anschließende Aufstellen und Anzünden von Grablichtern. Dann ging es zum Gedenkplatz für nicht beerdigte Kinder. Die dort liegenden Kieselsteine haben unglückliche Mütter mit den Namen ihrer Kinder versehen und dort abgelegt. Neugierig wurden dazu Fragen gestellt und die Antworten dazu wohl nicht immer ganz verstanden. Was wissen die Kinder schon über Früh- oder Fehlgeburten? Das Kolumbarium in der Kapelle 8 und der anonyme Urnenhain vor dem Mausoleum Riedemann waren die nächsten Ziele. Am "Stillen Weg" dann die Plastik "Mutterliebe": eine Mutter umarmt vier Kinder, zu ihren Füßen hocken zwei Hasen als Symbol der Fruchtbarkeit. Das letzte Ziel war die Grabstätte Hagenbeck, der Tierpark gleichen Namens war den Kindern geläufig. Sie konnten hier den in Bronze gegossenen Lieblingslöwen "Triest" von Carl Hagenbeck bewundern.

Eineinhalb Stunden waren wir unterwegs. Ich war erfreut, als meine älteren Kinder vorschlugen, zu einem späteren Zeitpunkt erneut eine Führung zu vereinbaren. Bedauert wurde von allen, dass einige Eltern im letzten Moment die Teilnahme an der Führung abgesagt hatten. Welche Beweggründe es auch gewesen sein mögen, meine kleinen Teilnehmer, ob im Buggy oder dem Roller, haben an der Führung mit Interesse und Spannung teilgenommen, für mich eine positive Erfahrung.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Otto Linne der Reformer (Mai 2007).
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