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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Die Renovierung des Schumacher-Krematoriums

(Mit freundlicher Genehmigung der Fritz-Schumacher-Gesellschaft)

Das Schumacher-Krematorium in Hamburg-Ohlsdorf stellte 1994 seinen Einäscherungsbetrieb ein. Im Herbst 2008 wurde bekannt, dass die Hamburger Friedhöfe den Krematoriumsbau wieder voll funktionstüchtig zu machen beabsichtigen und dabei deutlich erweitern wollen. Hierzu war ein Investorenverfahren mit Architekten ausgeschrieben worden. Die Fritz-Schumacher-Gesellschaft (FSG) begrüßt die Absicht, die Einrichtung nunmehr durch eine Ergänzung mit einem Anbau und durch das erweiterte Programm zum Bestattungsforum, die Bedeutung des vorhandenen Krematoriumsbaus von Fritz Schumacher sich wieder stärker entfalten zu lassen. Dieses letzte Bauwerk Schumachers, welches er vor seiner Entlassung 1933 für den Senat der Freien Hansestadt bauen durfte und das sich in fast jeder internationalen Baugeschichte wiederfindet, verlangte – über die eigentliche Bauberatung der FSG hinaus – ein frühzeitiges und direktes Eingreifen in ein Ausschreibungsverfahren.

Krematorium1935
Krematorium 1935. Foto: Wilhelm Herbst

In Gesprächen mit dem Bauherrn bewertete die FSG dieses Verfahren wegen der Besonderheit der Aufgabe als nicht "ideal". Zusammen mit der Denkmalbehörde und der Umweltbehörde konnte eine Qualifizierung des Verfahrens erreicht werden. In einer dafür gebildeten Beratergruppe wurden qualifizierte Auftragnehmer ausgewählt und frühzeitig kritische Programmpunkte neu bedacht. Ein Sanierungsgutachten für den Bestand wurde durch die FSG angeregt und vergeben.

Neue Schwierigkeiten tauchten auf, als auf Grund der Überschreitung der geplanten Kostenobergrenze von Seiten des Bauherrn ein Konzept zur Diskussion gestellt wurde, das einen separaten Neubau inmitten der Friedhofsanlage vorsah und das bestehende Krematorium erst einmal "liegen" lassen sollte: eine Entwertung dieser einmaligen Anlage. Daher setzte sich – nach einer Überarbeitung zur Kostenreduzierung 2009 durch die Planer – der 1. Vorsitzende der FSG beim Ersten Bürgermeister und den verantwortlichen Senatoren für die Bedeutung des räumlichen Zusammenhangs der Anlage ein und regte die Aufnahme in das Konjunkturprogramm an. Damit konnte die geplante Qualität abgesichert werden.

Die Arbeiten begannen 2009. In mehr als einem Dutzend Termine war die FSG zusammen mit Vertretern der Denkmalschutzbehörde an Baubesprechungen vor Ort erfolgreich beteiligt. Wir freuen uns über den Vorschlag der Friedhofsverwaltung, die zentrale Feierhalle künftig in "Fritz-Schumacher-Halle" umzubenennen.

Aus Sicht der FSG sind folgende zentrale Herausforderungen im denkmalpflegerischen Umgang mit dem Schumacherbau besonders wichtig:

• Wiederherstellung des ungewöhnlich monolithischen Klinkererscheinungsbildes, insbesondere dem Klinkerdach, den steilen Dachschrägen aus Klinker, die heute durch eine aufgebrachte Kupfereindeckung verdeckt sind.

• Das besondere Farbkonzept der zentralen Feierhalle, das vor allem durch die nun sanierten farbigen und wieder als indirekte Beleuchtungskörper eingesetzten Fenster des Malers Ervin Bossanyi getragen wird.

• Finanzierung und Nachbau der von Fritz Schumacher entworfenen Kande-laberleuchten.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Vom Krematorium zum Bestattungsforum (November 2011).
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