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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Einweihung eines islamischen Grabfeldes auf dem Friedhof Hamburg-Öjendorf

Bei winterlicher Kälte und strahlendem Sonnenschein fand am Freitagnachmittag, dem 21. November 2008, mit etwa 120 Gästen die feierliche Eröffnung des neuen islamischen Grabfeldes auf dem Öjendorfer Friedhof statt.

Vorangegangen war eine dreijährige Planungs- und Bauphase, in der die Erweiterungsfläche zunächst erschlossen und anschließend als islamisches Grabfeld hergerichtet wurde. Die Planung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit den Vertretern der islamischen Gemeinden.

Entstanden ist eine für Norddeutschland in Architektur und Größe einmalige Anlage. So ist die Grundstruktur der neuen Grabanlage dem Muster eines orientalischen Teppichs nachempfunden. Alle Gräber sind nach Mekka ausgerichtet, die einzelnen Grabfelder sind rautenförmig angelegt. Im zentralen Bereich der Anlage befindet sich ein großer massiver Tisch aus Granit. Nach islamischem Ritus wird der Verstorbene hier abgelegt, damit die Trauergemeinde vor der eigentlichen Beisetzung die Totengebete sprechen kann. Für die rituelle Waschung vor dem Gebet gibt es dort auch Waschgelegenheiten. Gabionenwände runden das Gesamtbild der Anlage ab.

Gemeinsam durchtrennen
Gemeinsam durchtrennen sie das Band: Dr. Mustafa Yoldas (Vorsitzender der Schura e.V.), Dede Haci Erdemli (Alevitisches Kulturzentrum Hamburg), Umweltstaatsrat Christian Maaß, Religionsattaché Dr. Omer Yilmaz, Imam Yahya Arslantürk. Foto: Hamburger Friedhöfe -AöR-

Umweltstaatsrat Christian Maaß erinnerte in seiner Rede an die lange Tradition der Grabstätten verschiedener Nationen und Religionen auf Hamburger Friedhöfen. Sie schaffen für Angehörige aller Religionen die Möglichkeit einer angemessenen, würdigen Bestattung. Des Weiteren hob er in seiner Rede die gute Zusammenarbeit zwischen den islamischen Gemeinden und der Friedhofsverwaltung als ein Beispiel für praktizierte Integration hervor. "Denn Integration heißt weder Anpassung noch Gleichmacherei. Im Gegenteil: Integration gelingt nur, wenn wir Unterschiede anerkennen und Vielfalt als Bereicherung annehmen können", so Christian Maaß.

Rede
"Als ein Bespiel für den respektvollen Umgang der Religionen" würdigte Dr. Mustafa Yoldas (Vorsitzender der Schura e.V.) in seiner Rede das neue islamische Grabfeld (im Hintergrund Hedda Scherres, Hatice Akyün und Wolfgang Purwin). Foto: Hamburger Friedhöfe -AöR-

In einer eindrucksvollen Rede berichtete die Deutsch-Türkin Hatice Akyün von ihrer Traurigkeit, die sie beim Gedanken an den Tod ihrer Eltern ergreift: "Ich werde meine Eltern in zweifacher Weise vermissen: Sie werden nicht mehr leben – und ihre Gräber werden über 3000 Kilometer von meinem Heimatland entfernt sein." Hatice Akyün plädiert für eine Beisetzung in Deutschland: "Wo ich einmal beerdigt werden möchte, das steht für mich schon fest – in Deutschland. Ich möchte dort bleiben, wo meine Kinder sind. Sie sollen jederzeit die Möglichkeit haben, mein Grab zu besuchen."

Geschäftsführer Wolfgang Purwin wies bei der Gelegenheit auf die seit vielen Jahren gute Zusammenarbeit zwischen islamischen Bestattern und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Hamburger Friedhöfe hin und bedankte sich dafür. Im Anschluss an die Reden rezitierte Imam Abu Ahmad Yakobi Verse aus dem Koran, und ein Flötenspiel auf der osmanischen Flöte Ney trug zu der ganz besonderen Stimmung an diesem Tag bei.

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Musealisierung der Friedhöfe (Februar 2009).
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