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OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur

Himmelsbäume – Ein neues Projekt des Landesverbands Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister Schleswig-Holstein e.V. in Wyk auf Föhr

Autor/in: Elke Heinen
Ausgabe Nr. 130, III, 2015 - August 2015

"Wollt ihr einen Wald pflanzen?" - "Ja, genau, das wollen wir! Einen Wald für unsere Kinder, die gestorben sind. Für jedes Kind einen Baum, der zum Himmel wächst – einen Himmelsbaum auf Föhr!"

"Oh, da kriege ich ja richtig eine Gänsehaut! Das ist eine tolle Idee, neue Bäume können wir auf der Insel gut gebrauchen. Der Orkan hat im Herbst 2013 den ganzen Wald umgelegt."

Mit unseren jungen Bäumen im Gepäck haben wir schon am Anleger in Dagebüll und auf der Fähre nach Föhr einige Aufmerksamkeit auf uns gezogen. Ein "Himmelsbaum" zum Gedenken für das verstorbene Kind ist für die Familien ein Ausdruck ihrer Hoffnung. So wie der Orkan den Wald verwüstet hat, hat der Tod des Kindes in den Familien seine Spuren hinterlassen. Jetzt darf etwas Neues zu wachsen beginnen, und der Baum zeigt, dass die Verbindung zum verstorbenen Kind zwischen Erde und Himmel bleibt.

Himmelsbäume
Eröffnungsfeier mit dem mit Schmetterlingen geschmückten Dalben im neuen Wald der "Himmelsbäume" zur Erinnerung an verstorbene Kinder. Foto: E. Heinen

Mit 25 großen und kleinen Leuten machten wir uns am 25. April 2015 vom Festland auf den Weg zur Einweihung und wurden von der Elterngruppe auf der Insel im Wald freundlich empfangen und bewirtet. Ein friesischer Frauenchor, die "Feer Ladies", bereicherte die Eröffnungsfeier, an der ca. 90 Leute teilnahmen. Offizielle Grußworte von Vertretern aus der Stadt und der Sozialministerin des Landes Schleswig-Holstein wurden gesprochen. Eltern und Geschwister verdeutlichten mit ihren sehr persönlichen Beiträgen, welche Bedeutung die "Himmelsbäume" für sie haben: Unsere Trauer will gelebt werden, ob in den Familien, den Gesprächsgruppen oder an diesem öffentlichen Ort, der zur Begegnung einlädt. Trauer in unseren Familien spielt sich zwischen Himmel und Erde ab: ein Teil von uns ist in andere Sphären vorausgegangen, während wir nach dem Orkan wieder festen Grund unter unsere Füße bekommen wollen. Wir verwurzeln uns und strecken uns dem Himmel entgegen.

Dann endlich wurden die Bäume gepflanzt und die Schmetterlinge aus Papier, die die Familien mit den Namen ihrer Kinder versehen hatten, flatterten an "ihren" Bäumen im Wind.

Ein Mitarbeiter des Grünbau-Amtes der Stadt unterstützte die Aktion mit Tatkraft und Fachkenntnis. So standen zum Ende der Veranstaltung 34 neue "Himmelsbäume" rund um den Dalben. Er trägt das Symbol des Landesverbandes der "Verwaisten Eltern und trauernden Geschwister Schleswig-Holstein e.V.": den Schmetterling. Der Dalben ist ein mächtiges altes Tropenholz, das ehemals im Wyker Hafen Verwendung fand. Er wurde von einem Holzschnitzer aus Flensburg wunderbar gestaltet und ist nun auch ein Symbol für Veränderung, Verwandlung, Neubeginn....

Ein bunter blühender Wald entsteht, der die Vielfalt des Lebens widerspiegelt: Japanische Kirsche, Wildapfel, Eiche, Buche, Buchsbaum, Magnolie, Trauerweide, Ginkgo, Schmetterlingssträucher u.a. wurden für die Kinder ausgewählt. Ein junger Baum, mitgebracht aus dem eigenen Wald der Eltern, war dabei und die Vogelkirsche, die vom Jahrestreffen unseres Bundesverbandes VEID in Münsterschwarzach mitgeschickt wurde.

Junge Bäume brauchen Licht, Erde, Luft und Wasser. Der Regen hat auf seine Weise an diesem Tag die Verbindung zwischen Himmel und Erde hergestellt und uns darauf aufmerksam gemacht, dass wir nass und durchgefroren auch für uns selber sorgen dürfen.

Es soll weitergehen mit den Himmelsbäumen auf Föhr. Wir planen jährlich eine Pflanzaktion am letzten Samstag im April, bei Nachfrage werden wir auch einen Termin im September anbieten. Informationen über unsere Arbeit, Kontaktdaten und die "Himmelsbäume" dazu gibt es auf unserer Homepage www.vesh.de, E-Mail: [email protected]

Auflistung alle Artikel aus dem Themenheft Der tote Körper (August 2015).
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