Es ist weitgehend bekannt, dass in Norddeutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einige der frühesten deutschen Anlagen im Stil des englischen Landschaftsgartens entstanden (Alter Friedhof Schwerin, Kiel-Südfriedhof, Bremen-Riensberg, Hamburg-Ohlsdorf).
Weniger geläufig ist, dass dieses landschaftsästhetische Ideal der Friedhofsgestaltung auch auf kleineren städtischen Anlagen umgesetzt wurde. Ein Beispiel dafür ist der am 13. März 1881 eingeweihte Friedhof an der Hamburger Straße in Bad Oldesloe, der heutigen Kreisstadt von Stormarn. Er umfasst derzeit eine Größe von 16,7 Hektar und wird von der Oldesloer evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde verwaltet.
Die im Westen der Stadt gelegene Anlage löste den heutigen Alten Friedhof als Beisetzungsstätte ab, der 1824 eingeweiht und durch das markante Torhaus des Hamburger Architekten Alexis de Chateauneuf bekannt geworden war. Als der von der städtischen Bebauung längst eingeholte heutige Alte Friedhof zu klein geworden war, begann man in den 1870er-Jahren mit den Planungen zu einer rund einen Kilometer außerhalb der Stadt gelegenen Anlage. Noch im Monat seiner Einweihung, die unter dem damaligen Pastor Georg Baetz stattfand, wurde eine Satzung für den neuen Friedhof genehmigt. Der Gestalter der Anlage ist unbekannt, aber mit ihren geschwungenen Wegen und der naturnahen Gestaltung orientiert sie sich deutlich an den eingangs erwähnten Vorbildern. Noch immer weist der Friedhof eine reichhaltige, nicht zuletzt durch einen dichten Baumbestand geprägte Vegetation auf. Auch ist die Anlage für die Rhododendren- und Azaleenblüte im späten Frühjahr bekannt. Die nach dem Ersten Weltkrieg nach Plänen des Lübecker Gartenarchitekten Harry Maaß vollzogene Erweiterung folgt mit ihren rechtwinkligen Strukturen den Prinzipien des sog. Reformfriedhofs der 1920er-Jahre. Nochmals vergrößert wurde der Friedhof in den 1970er-Jahren.
Zu den bedeutendsten Grabstätten zählt jene für die Oldesloer Unternehmerfamilie Ströh von 1924, die von dem Hamburger Bildhauer Arthur Bock entworfen wurde. Bekannteste unter den bestatteten Persönlichkeiten ist der 1998 verstorbene Schauspieler Raimund Harmstorf, der in den 1970er-Jahren in den Fernseh-Vierteilern "Der Seewolf" und "Michael Strogoff" die Hauptfigur verkörperte. Sein Vater stammt aus Bad Oldesloe und arbeitete dort als Arzt. Auch der durch Freitod aus dem Leben geschiedene Schauspieler selbst verbrachte einen Teil seiner Kindheit und Jugend in der Stormarner Kreisstadt, in der eine Straße nach ihm benannt wurde. Eine weitere bekannte Persönlichkeit ist der 1997 verstorbene Satiriker Heino Jaeger, der ab Ende der 1960er-Jahre durch Rundfunksendungen bekannt wurde und u.a. bei Loriot großes Ansehen genoss. Auch die Grabstätte der Malerin und Lovis-Corinth-Schülerin Else Wex-Cleemann (1890–1978) befindet sich auf dem Friedhof. In Venezuela geboren, lebte sie ab Beginn des Ersten Weltkriegs in Bad Oldesloe.
Fotos: Manfred Seelig